Wie ein Immobilienhai sich durchsetzte...
Das Wohn- und Geschäftshaus in der Ungargasse 25 wurde um 1800 errichtet. Die Nutzungen im Erdgeschoss haben im Laufe der Jahre vielfältige Veränderungen erfahren, von der regionalen Polizeistation über eine Druckerei bis hin zu verschiedenen Werkstätten. Das Obergeschoss wurde stets für Wohnzwecke genutzt. Das Gebäude besticht durch seine Biedermeierarchitektur, die in ihrer Gestaltung den eleganten und schlichten Stil dieser Epoche widerspiegelt, mit wenig Ornamentik geschmückt und einer klaren Symmetrie der Gebäudestruktur. Trotz des historischen und schützenswerten Charakters des Gebäudes steht das Grundstück, welches dem renommierten Börseninvestor Alexander Proschofsky gehört, vor einem ungewissen Schicksal.
Ein Bewohner äußert sich.
Seit 1981 lebt Wilhelm Seidl mit Frau in der Ungargasse. Die Töchter sind ausgezogen. Das Haus gehörte einst Frau Lippert, mit der ein unbefristeter Mietvertrag besteht. Seit dem Kauf 2010 durch Herrn Dr. Proschofsky zählen sie zu den glücklichen Mietern. Herr Seidl, ehemals in der IT, ist nun pensionierter Hobbymusiker, Handwerker und Radfahrer. In seiner Wohnung fühlt er sich wohl und möchte dort bleiben. Trotz der ungewissen Zukunft des Hauses bleibt er ruhig und gefasst, eine Gelassenheit, die seinem Wunsch nach Beständigkeit entspricht.
Die zwiespältige Situation eines vernachlässigten Gebäudes
Der Zustand des Gebäudes wird auf den beigefügten Fotos deutlich sicht- bar. Im Innenhof, im Stiegenhaus und an verschiedenen Stellen der Fassade sind Löcher zu erkennen, teilweise von Vermessungs-arbeiten und alten Bauaktivitäten, die bisher nicht verputzt oder gestrichen wurden. Obwohl der erste Eindruck auf eine
möglicherweise schlechte Bausubstanz hindeutet, bestätigt ein Gutachten der Baupolizei, dass die Substanz gut ist und das Gebäude statisch stabil. Dennoch ist offensichtlich, dass eine Reno-vierung der Fassade notwendig ist. Herr Proschofsky zeigt jedoch kein Interesse daran und plant keine Investitionen in diese Richtung.
Weil es auch anders geht...
Das Gebäude in der Ungargasse 25 zeigt trotz Abnutzungserscheinungen einen insgesamt guten Zustand. Kleinere Fassadenabplatzungen, alte Fenster und ungestrichene Treppenhauswände sind sichtbar, jedoch keine schwerwiegenden Bauschäden. Die MA37 (Wiener Baupolizei) bestätigt die ausreichende Stabilität der Substanz. Gegenüber steht das 1820 im gleichen Stil erbaute Haus in der Ungargasse 22. Mit einer um eine Etage aufgestockten Fassade bewahrt es seinen historischen Charme und integriert eine Erweiterung. Dieser Ansatz könnte auch für die Ungargasse 25 in Betracht gezogen werden, um das kulturelle Erbe nachhaltig zu bewahren und ein lebendiges städtisches Umfeld zu schaffen.